Aufräumarbeiten der HOCHBAHN bei einem Sturm

Sturm-Saison: Was tun gegen Bäume im Gleis?

Artikel aktualisiert und ergänzt am 16.11.2022

Wie schön ist es doch, dass U-Bahnen und Busse bei jedem Wind und Wetter fahren. Pralle Hitze, peitschender Regen oder eisiger Schnee – so schnell schockt unseren Betrieb nichts. Als Hamburgerinnen und Hamburger sind wir ja auch Wind gewöhnt – die steife Brise ist für manch einen gar wichtiges Merkmal für das Leben in der Stadt an der Elbe. Und dann gibt es da eben noch den Sturm. Den Sturm, der Bäume entwurzelt und Äste auf unsere Gleise weht. Nun ist die HOCHBAHN ja aber eine U-Bahn, die nicht nur unterirdisch, sondern auch an der Oberfläche fährt und das sogar mitten durch den Wald. Umgestürzte Bäume oder herunter gefallene Äste werden da dann zum richtigen Problem.


Problem Sturm

Denn umgestürzte Bäume oder Äste können unsere U-Bahn stark beschädigen. Fahrzeuge könnten dagegen fahren und somit auch unsere Fahrgäste gefährden, aber auch die ganze Infrastruktur kann ordentlich was abbekommen. Wenn nämlich ein Baum oder Ast auf die Stromschiene der U-Bahn fällt, geht ganz schnell gar nichts mehr – U-Bahn-Betrieb eingestellt und wartende, nicht sonderlich begeisterte Fahrgäste. Da wir das nicht wollen, gibt es zur Vorsorge natürlich Leute, die sich die Bäume an den U-Bahn-Strecken ganz genau angucken.


Was wir machen, bevor der Sturm kommt

Die Hamburger U-Bahn hat schließlich sehr idyllische Streckenabschnitte. Man denke nur an die U1 in den Walddörfern oder auf dem Weg nach Norderstedt Mitte. Damit die dortigen Bäume und Sträucher nicht zur Gefahr für unsere U-Bahn werden, müssen wir sämtliches „Grün“ kontinuierlich auf die sogenannte Verkehrssicherheit überprüfen. Heißt im Grunde nichts anderes, als dass wir uns um Büsche, Sträucher und Bäume kümmern, die an unseren Gleisanlagen wachsen.

Nun mag manch einer sagen: „Beseitigt doch einfach alles, rupft die Sträucher aus und fällt alle Bäume, dann behindern die auch nie den Betrieb!“ In der Theorie klingt das ja toll, in der Praxis bedeutet es aber vor allem eines: Kahlschlag. Und den totalen Kahlschlag wollen wir nicht, sondern eben nur das Risiko für unsere U-Bahn auf ein Minimalmaß senken.

Mal abgesehen von der Ästhetik sorgen Grasdecken, Sträucher und Bäume auch dafür, dass der Boden um unsere U-Bahn stabil bleibt. Für direkte Anwohner sind Sträucher zudem auch ein Sichtschutz. Kaum vorstellbar, wie z.B. die Walddörfer ohne Bäume aussehen würden.
Damit aber nicht alles wie wild wuchert, wird das ganze Jahr über kontrolliert zurück geschnitten. Schließlich müssen Signale erkennbar und Gleise frei für die Fahrt sein.

Neben dieser, nennen wir es mal einfachen Vegetationspflege, gibt es noch die „harten Brocken“, schließlich haben wir wirklich viele große Bäume an unseren Strecken. Zwei Mal im Jahr geht es deshalb auf „Baumschau“. Dafür gibt es bei der HOCHBAHN sogar einen Baumbeauftragten, der die Bäume an unseren Strecken überprüft. Um sie ganz genau begutachten zu können, passiert die Baumschau im Sommer und im Winter – also einmal mit und eben auch ohne Blätter. So erkennen die Profis, ob ein Baum krank, von Schädlingen befallen oder altersschwach ist und deshalb zum Risiko werden könnte. Ein solcher Baum wird dann markiert und muss so schnell wie möglich gefällt werden. Wichtig ist da auch, wie wahrscheinlich es ist, dass der Baum beim Umstürzen ins Gleis fallen würde.

Allerdings sind wir hier auch von bestimmten räumlichen Faktoren abhängig. Steht der Baum weniger als sechs Meter von der Gleisachse entfernt, können wir ihn ohne bestimmte Auflagen entfernen. Sind es mehr als sechs Meter, müssen wir für den sicherheitsgefährdeten Baum eine Fällgenehmigung beim zuständigen Bezirksamt beantragen. Erst nach Vorlage dieser Genehmigung dürfen wir im kompletten Bereich der Bahnanlagen die freigegebenen Baumarbeiten durchführen. Handelt es sich bei dem Bereich um Privatgelände, dürfen wir ebenfalls nicht tätig werden. In dem Fall ist nämlich der Eigentümer selbst verantwortlich.

Gefällt werden darf eigentlich nur zwischen Oktober und Februar. In der Zeit dazwischen brauchen wir eine Sondergenehmigung. Dann werden die markierten Bäume Stück für Stück von oben herab abgesägt. Schließlich soll der Baum ja nicht beim Fällen versehentlich auf die U-Bahn fallen. Dafür wird meist mit Hebebühnen gearbeitet, wo aber kein Platz ist, kommen auch Kletterer zum Einsatz. Dann geht alles ganz schnell. Oben wird gesägt, unten das Zersägte in einem Häcksler zerkleinert.


Was wir machen können, wenn doch was fällt

Sollte bei sehr starken Stürmen dennoch ein Ast oder Baum auf das Gleis fallen, ist wichtig, dass der Betrieb nicht oder nur sehr kurz unterbrochen ist. Im U-Bahn-Bereich sind Umleitungen aufgrund der festen Streckenführung nur an wenigen Stellen möglich, weshalb die Betriebszentrale als Alternative die Ersatzverkehre mit Bussen und Taxen organisiert. Währenddessen koordiniert der Bereitschaftsdienst die Arbeiten vor Ort und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Strecke schnellstmöglich wieder freigegeben ist. 

Zu sehen ist ein Baum, der durch einen Sturm auf Gleise gestürzt ist. HOCHBAHN-Mitarbeitende in orangenen Warnwesten und Feuerwehrkräfte begutachten die Lage.
Sturm wirft Baum aufs Gleis

Da arbeiten wir immer eng mit der Feuerwehr zusammen, die dann auch den Zug evakuiert und mit großem Gerät anrückt, wenn ein Baum den Weg versperren sollte. Große Verantwortung tragen aber im Vorfeld auch unsere U-Bahn-Fahrerinnen und -Fahrer. Die melden nämlich, wenn etwas das Gleis blockiert, egal ob auf dem eigenen oder auf der Gegenseite. Damit wissen wir in der Regel schnell, wo wir Leute brauchen.

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Vielleicht habt ihr auch schon mal bemerkt, dass die Kollegen bei Sturm ungewöhnlich langsam fahren. Das machen sie, damit sie schneller anhalten können, wenn überraschender Weise ein Baum auf den Gleisen liegt. So besteht keine Gefahr für unsere Fahrgäste und wegen der geringeren Geschwindigkeit gibt’s auch im schlechtesten Fall weniger Schaden an der U-Bahn.