Sicherheit im ÖPNV: Fakten und eine persönliche Sicht auf die Dinge

Hinweis: Aktualisiert am 10. Februar 2022

Heute schreibe ich mal vorrangig als Fahrgast – als Heavy-Userin sozusagen. Ich fahre in der Woche mindestens zwei Mal am Tag U1, hin und wieder auch Bus, und hüte am Samstagabend – wie es sich für Mitte 20 gehört – nicht nur das Sofa, sondern bin stattdessen auch zu später Stunde in Hamburg unterwegs. Gerade bei diesen Temperaturen, aber eigentlich auch sonst, immer mit dem ÖPNV. Und ich tue das – auch nach Köln, auch mit Blick zur Reeperbahn – ohne Angst und mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen. Ich weiß, dass überall „etwas passieren“ kann. Auf der Straße, bei einer Großveranstaltung, selbst im Hausflur – ja, auch auf einer Haltestelle oder in einem Verkehrsmittel. Aber wenn ich zum Beispiel bei Facebook lese, dass eine Userin meines Alters abends nur noch mit dem Taxi nach Hause fährt statt mit der Bahn, liegt mir auf der Zunge zu sagen: Seid umsichtig. Aber macht euch nicht verrückt!

Wie im Nahverkehr für Sicherheit gesorgt wird:

  • Haltestellen und Fahrzeuge der HOCHBAHN gehören zu den sichersten Orten im öffentlichen Raum. Eine Garantie dafür, dass nichts passiert, gibt es natürlich nicht – die gibt es nirgends. Aber die Wahrscheinlichkeit, auf offener Straße in eine Situation zu geraten, in der man auf sich allein gestellt ist, ist de facto um ein Vielfaches höher. Anders gesagt: Sie ist in der U-Bahn, im Bus oder auf einer Haltestelle sehr gering.
  • Grund dafür sind die Sicherheitseinrichtungen und die Präsenz von Sicherheitspersonal im ÖPNV.
  • In den Fahrzeugen und auf den Haltestellen der HOCHBAHN sind insgesamt 6100 Kameras installiert. Wer hier auf die Idee kommt, sich unangemessen zu verhalten, muss also wissen, dass nicht nur alles genau nachvollzogen, sondern vor allem innerhalb von Sekunden adäquat reagiert werden kann. Und genau deshalb kommen die meisten erst gar nicht auf die Idee, Unsinn zu machen.
  • Hilfe ist bei Bedarf nur einen Knopfdruck entfernt – in der U-Bahn können über den Notknopf neben jeder Tür die Fahrer*innen erreicht werden, auf Haltestellen über die Rufsäule die Leitstelle. Im Bus sind Fahrerin oder Fahrer immer zur Stelle.
  • 400 Mitarbeiter*innen der Hochbahn-Wache sind für unsere Fahrgäste im Einsatz. Hinzu kommen rund 50 Kolleg*innen der sogenannten mobilen Dienste, die ständig im Netz unterwegs sind und dabei auch jederzeit helfen können. Die Bus- und U-Bahnfahrer*innen – insgesamt rund 3000 – kommen noch hinzu.
  • Die seit Jahren etablierte Sicherheitspartnerschaft zwischen HOCHBAHN, den anderen Verkehrsunternehmen, dem hvv und den Sicherheitsbehörden führt dazu, dass wir die Erfahrungswerte aller bündeln und nutzen können – und uns deshalb personell je nach Bedarf und Umständen optimal aufstellen und reagieren.

Hochbahnwache Kleiderkammer, Verteilung und Anprobe von "PrüfdienstJacken" Gruppenfoto mit Chef des Prüfdienstes ? Zwei Hochbahner an der Haltestelle Überseequartier mit den neuen Uniformjacken der Hamburger Hochbahn. whuppertz | europe, germany, Hamburg, Hochbahn AG, | [ für alle Hochbahn internen Veröffentlichungen: Broschüren, Flyer, Geschäftsbericht, Intranet, Website etc honorarfrei, copyright © Wolfgang Huppertz, Werk nach Paragraph 2 UrhG, Faberstr. 15, D-20257 Hamburg ph. ++49 40 85400241, NO MODEL-RELEASE! e-mail: info@wolfganghuppertz.de www.wolfganghuppertz.de] [#0,26,121#]

Was nun aber tun, wenn mir ganz subjektiv trotzdem irgendwie mulmig ist?

Wer unter diesen Bedingungen Busse und Bahnen meidet, wie fühlt die/der sich auf offener Straße? Wollen wir uns echt ins Bockshorn jagen lassen? Ich sage für mich mit einem guten Gefühl: Reflektion ja. Panik nein! Natürlich geht jede*r anders mit den Geschehnissen an Silvester, der medialen Berichterstattung und Unsicherheit um. Wer sich vor dem mulmigen Gefühl alleine zu sein sorgt, dem kann ich noch zwei Empfehlungen mit auf den Weg im ÖPNV geben:

  • Auf dem Platz hinter den Busfahrer*innen oder im ersten Wagen der U-Bahn hinter der Fahrerin/dem Fahrer fühlt man sich garantiert auch mitten in der Nacht nicht einsam.
  • Wer auf der Haltestelle nachts um zwei das Hallen der eigenen Schritte hört und dabei irgendwie ein komisches Gefühl hat, kann sich über die Rufsäule Gesellschaft holen – unsere Kolleginnen und Kollegen in der Leitstelle sind per Knopfdruck sofort am Ohr und können sich per Kamera auf die Haltestelle aufschalten. Habe ich selbst schon ausprobiert und kann sagen: Gut, dass es unsere guten Geister im Hintergrund gibt.

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7 Kommentare zu: Sicherheit im ÖPNV: Fakten und eine persönliche Sicht auf die Dinge

  1. „In den Fahrzeugen und auf den Haltestellen der HOCHBAHN sind insgesamt 5900 Kameras installiert.“

    Das heißt: Die Hochbahn hat mehr Kameras als Mitarbeiter.

    „Wer hier auf die Idee kommt, sich unangemessen zu verhalten, muss also wissen, dass nicht nur alles genau nachvollzogen, sondern vor allem innerhalb von Sekunden adäquat reagiert werden kann.“

    Wieviele Hochbahner beobachten die 5.900 Kameras, um innerhalb von Sekunden adäquat zu reagieren?

    1. Hier bei uns im Hochbahnhaus sind die Leitstellen von U-Bahn, Bus und Hochbahn-Wache zusammen „unter einem Dach“. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind alle Posten besetzt, sodass im Ernstfall sofort jemand helfen kann. Für die genaue Anzahl müsste ich mich erst schlau machen.

      1. Danke für die Antwort.

        Ich frage, weil z.B. in Hannover der Landesdatenschutzbeauftragte der Auffassung ist, die 24-h-Kameraüberwachung (das ist soweit ich weiß wie bei der Hochbahn gelöst) in den Fahrzeugen der dortigen Üstra bringe keinen Sicherheitsgewinn und sei deshalb in ihrer aktuellen Form rechtswidrig. Die pauschale Aufzeichnung bewirke nurmehr eine „Sicherheitssuggestion“, so der Landes-Datenschützer. Die Verkehrsbetriebe sollen dem lediglich entgegnet haben, dass die Überwachung primär eine „abschreckende Wirkung“ habe. Die Wirkung sei aber in Zahlen schwer belegbar.

        http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gericht-kippt-Verbot-von-Kameraueberwachung-in-Bussen-und-Bahnen-3098888.html

  2. Hallo, das klingt alles sehr schön, aber ich habe andere Erfahrung gemacht. In den letzten Monaten, kann zwei Jahre sein, hatte ich 2x Situationen gehabt, die sehr unangenehm, brenzlig waren. Es wurden Fahrgäste, also Frauen belästigt. In beiden Fällen waren die Fahrgäste, die belästigten, stark alkoholisiert und sehr aggressiv. In beiden Fällen hatte ich mich an den Busfahrer gewandt und ihn gebeten, was zu unternehmen. Sinngemäß war in beiden Fällen, die Aussage, “ Bin ich denn wahnsinnig geworden mich mit denen anzulegen!? Ich werde mich hüten irgendwas zu machen.“ Das ist nicht in beiden Fällen, der genaue Wortlaut, aber in einem Fall schon sehr nahe dran. Und die andere Aussage von dem Busfahrer war ähnlich. Ich weiß nicht, wie es ausgegangen ist, irgendwann mußte ich aussteigen. Die Frauen konnten keine Hilfe holen, weil ihnen der Weg versperrt wurde. Mit freundlichen Grüßen J.Freudenthal

    1. Unsere Kolleginnen und Kollegen sollen immer helfen. Dafür sind sie geschult und kennen alle Mittel und Wege, um schnellstmöglich Hilfe zu holen. Sollte da ein Kollege falsch reagiert haben, wollen wir das gerne mit Details aufklären. Am besten per Mail an info@hochbahn.de. Danke!

  3. Interessanter Artikel, doch frage ich mich, warum das „vorne Einsteigen“ in Bussen nicht konsequenter umgesetzt wird. Ich erinnere mich, dass dies gerade mit dem Aspekt „Sicherheit“ beworben wurde.

    Doch leider wird dies von Fahrgästen (aber auch Hochbahnmitarbeitern) immer wieder ignoriert. So wird teilweise an „Starthaltestellen“ ebenso selbstverständlich die hintere Tür zum einsteigen geöffnet (auch wenn kein Kinderwagen oder Rollstuhl in der Nähe ist). Dabei ist derjenige der vorne einsteigt „der Dumme“, denn er muss nicht nur länger draußen warten und seine Karte rauskramen sondern bekommt mit Glück auch keinen Sitzplatz mehr (da von von hinten aufgefüllt wurde). Trotz dieser genannten Unannehmlichkeiten ist es ebenso mit der beworbenen Sicherheit dahin ODER das vorne Einsteigen ist doch nur eine Strategie gegen Schwarzfahrer.

    Wer sich selbst ein Bild machen will: Gerne mal am Wandsbeker Markt die Augen offen halten. Beispielsweise bei der Linie 8

    1. Die Kolleginnen und Kollegen sollen im Sinne des Fahrgastes handeln. Wenn z.B. ein Bus schon eine dolle Verspätung hat oder aber sehr sehr viele Fahrgäste auf einmal einsteigen, können sie entscheiden, alle Türen zu öffnen. Da verlassen wir uns auf die Erfahrung unserer KollegInnen. Ganz allgemein gilt der Einstieg vorn aber nach wie vor. Und natürlich hat er auch zur Minderung der Schwarzfahrer-Quote im Bus beigetragen.

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