Titelbild Schnee Hochbahn

Winter Wonderland: Wie bereitet sich die Hochbahn auf Schneechaos vor?

Artikel aktualisiert und ergänzt am 08.12.2022

Brrrrr, der Winter hat Hamburg erreicht und der erste Schnee fällt. Alle hier kennen wohl den ersten Schneetag, wenn es bitterkalt wird, schneit und auf den Straßen unvermittelt das (gefühlte) Chaos ausbricht.

Was bedeutet dieser Schnee aber für die HOCHBAHN?
Fahren die U-Bahnen unter besonderen Bedingungen und sind die Busfahrer ganz besonders langsam unterwegs? Wer räumt die Haltestellen frei und wie bereitet sich ein Verkehrsunternehmen wie die HOCHBAHN grundsätzlich auf den „Ernstfall“ Schnee vor? Wir haben uns dazu mal bei den betroffenen Kolleg*innen umgehört.

U-Bahn im Dauerbetrieb

Wer die HOCHBAHN kennt, der weiß, dass wir keine klassische U-Bahn haben. Wir fahren nämlich nicht nur unterirdisch, sondern auf vielen Streckenabschnitten auch an der Oberfläche. Da kann es also auch passieren, dass Schnee auf die Gleise fällt oder Regen auf ihnen gefriert. Weil das den U-Bahn-Verkehr aufhalten würde, hat die HOCHBAHN schon seit Jahren ein ausgeklügeltes und simples System.
Unsere U-Bahnen fahren bei starken Schneefällen einfach die ganze Nacht durch und fahren den Schnee und das Eis quasi zur Seite. So können wir auch präventiv Schneewehen verhindern. Das Ganze passiert während der Betriebspause und sorgt damit auch Nachts für reges Treiben in unserem U-Bahn-Netz.

Extreme Kälte greift dagegen auch die Schienen und Weichen der U-Bahn an. Damit diese auch im Winter einwandfrei funktionieren, kommen spezielle Heizungen für die Weichen zum Einsatz. Von diesen Weichenheizungsanlagen gibt es im gesamten Netz 28 Stück, die alle 324 oberirdischen Weichen beheizen. Das passiert vollautomatisch durch elektrische Heizstäbe, die an den Weichen angebracht sind. Dabei erkennt das System selbstständig, ob eine Weiche beheizt werden muss oder nicht. Das geschieht über Temperaturmessgeräte, die die Luft- und Schienentemperatur und auch den Niederschlag (Regen, Schnee) messen können. In der Regel springt das System ab einer Temperatur von 3 Grad Celsius an, wobei dabei vor allem die Schienentemperatur entscheidend ist. Sobald die unter 4 Grad fällt, fängt die Weichenheizung an zu heizen. Das macht sie solange, bis die Weichenschienen eine Temperatur um die 10 Grad erreicht haben und schaltet sich dann, um Energie zu sparen, wieder ab. Erst wenn die Temperatur erneut den kritischen Bereich erreicht, schaltet sie sich wieder ein und beginnt erneut mit dem Heizen.

Da vollautomatische Systeme und Sensoren auch mal ausfallen, können unsere Kolleg*innen die Weichenheizung übrigens auch manuell aus der Ferne einschalten. Das passiert z.B. auch bei extremen Wetterereignissen wie Blitzeis. Und sollte wirklich mal gar nichts mehr gehen und zum Beispiel Schneewasser zu Eis gefrieren und dadurch eine Weiche „verstopfen“, sind unsere Kolleg*innen auch schnell persönlich vor Ort und lösen das Problem. So sind wir immer auf der sicheren Seite, damit keine Weiche einfriert und den U-Bahn-Verkehr unnötig behindert.
Übrigens werden Weichen nicht erst seit gestern beheizt. Das haben sogar die Hochbahner*innen vor 100 Jahren schon gemacht, wenn auch ein klein bisschen anders als heute.

Bus – Scheibenkratzen leicht gemacht

Wer ein Auto hat, kennt das leidige Thema vom Scheibenkratzen im Winter. Unsere Busfahrer*innen haben dagegen das Glück, dass sie das nicht selbst aufwendig vor Beginn ihrer Schicht machen müssen. Stattdessen heizt eine Standheizung jeden Bus vor Fahrtbeginn ein, sodass unsere Fahrer*innen gleich zu Beginn freie Sicht haben und direkt starten können. Nebenbei wird auch noch das Kühlwasser der Busse erwärmt, was einen Kaltstart der Motoren verhindert und so die Lebensdauer der Busmotoren verlängert. Hierfür werden die Busse auf den Betriebshöfen über ein Kabel an eine Säule angeschlossen, die die Standheizung des Busses aktiviert. Dadurch tauen die vereisten Scheiben ab und Fahrer*innen und Fahrgäste können in einen vorgewärmten Bus einsteigen.

Gegen den Schnee auf den Straßen sind aber natürlich auch unsere Fahrer*innen nicht gefeit. Zwar macht der Schnee selbst unseren Bussen nicht viel aus, da sie ein hohes Eigengewicht und die nötige Reifenhaftung haben und somit auch problemlos durch eine höhere Schneedecke kommen, aber das gilt natürlich nicht für die anderen Pkws im Straßenverkehr. Bildet sich aufgrund der Witterungsbedingungen also ein Verkehrsstau, müssen sich unsere Fahrer*innen der Situation anpassen. Hier kommt es insbesondere auch auf die Stadtreinigung Hamburg an, die mit ihrem Winterdienst unterwegs ist, um verkehrswichtige Straßen von Schnee und Eis zu befreien.

Haltestellen und Busumsteigeanlagen

Bahnsteige, Treppen und Vorhallen werden im Winter immer von Schnee und Eis befreit und gestreut. Für Bushaltestellen ist dabei ebenfalls die Stadtreinigung zuständig. Das Schneefegen und Streuen auf den U-Bahn-Haltestellen und Busumsteigeanlagen übernehmen unsere Kolleg*innen der TEREG. Sie sind übrigens diejenigen, die dort auch das ganze restliche Jahr über für Sauberkeit sorgen. 

Deshalb übernehmen sie im Winter ganz einfach auch den „Winterdienst“. Das heißt vor allem an den oberirdischen U-Bahn-Haltestellen, dass sich der Arbeitsalltag verändert. Hier werden dann nicht mehr nur die Haltestellen sauber gemacht und die Mülleimer geleert, sondern eben auch vom Schnee befreit. Schmutz und Schnee dürfen dabei nicht auf die Gleise gefegt werden, weil das zu Problemen bei der U-Bahn führen würde. Stattdessen wird der Schnee in die Mitte des Bahnsteigs gefegt und dort gesammelt. Bei zu viel Schnee kann er auch hinter dem Bahnsteig zwischen den Gleisen deponiert werden. Anschließend wird mit Sand gestreut, ganz besonders an den Bahnsteigkanten und auf den Treppen.

Bei Haltestellen unter der Erde bleibt der Reinigungsprozess im Grunde der gleiche wie den Rest des Jahres auch, außer dass sich an den Haltestellen durch Streugut und Schneematsch, der an den Schuhen in die Haltestelle getragen wird, deutlich mehr Schmutz sammelt. Außerdem eine Besonderheit an unterirdischen Haltestellen: Die Kolleg*innen müssen ganz genau darauf achten, dass die Treppen frei sind, damit niemand stürzt.

Die Hochbahn ist also gut auf winterliches Unwetter vorbereitet. Wir stehen in engem Austausch mit dem Wetterdienst, die Leitstellen beobachten die Situation an den Haltestellen und die Kolleg*innen, die im Ernstfall schnell zu einer Haltestelle müssen, haben Rufbereitschaft. Was man trotzdem nicht vergessen sollte: Bei 93 U-Bahn-Haltestellen und 13 Busumsteigeanlagen können unsere Kolleg*innen natürlich nicht überall gleichzeitig sein. Wenn der Schnee also noch ganz frisch auf eurer Haltestelle liegt, kommen die Kolleg*innen sicher bald vorbei. Und auch in Bussen und U-Bahnen wird es besonders im Winter natürlich mal dreckiger. Wir können ja aber schlecht Fußmatten auslegen, an denen sich all unsere Fahrgäste erst mal die Füße abtreten müssen 😉

Titelbild von Bêla 🐛 (@_Hemmschuh) / Twitter

 

Kommentieren

8 Kommentare zu: Winter Wonderland: Wie bereitet sich die Hochbahn auf Schneechaos vor?

  1. Bitte achtet auch darauf das die Düsen der Scheibenwischer in Funktion sind und auch die Scheibenwischer an sich richtig wischen. Es wäre auch eine Hilfe in den Tank der Scheibenwischer Frostschutz zu füllen. Ich saß neulich in einem Bus wo das nicht so war und der Fahrer hatte damit schwer zu tun und war in der Sicht sehr eingeschränkt, es war früh morgens und noch dunkel, dass war nicht so lustig

  2. Ich nehman mal an ueberdachte Bahnsteige oder auch Treppen bedeuten weniger Aufwand was reinigung angeht und weniger Stuerze. Lohnt es sich da nicht mal ein paar weitere Daecher anzulegen?

    1. Naja, der Schnee oder die Nässe an den Füßen macht die Treppen und Bahnsteige trotzdem noch glitschig. Natürlich nicht so sehr wie direkter Schneefall, aber dennoch. Dächer sind ja auch nicht einfach mal schnell gebaut. Da streuen wir lieber 1x mehr 😉

  3. „Im Allgemeinen reicht es nämlich, dass unsere U-Bahnen bei starken Schneefällen die ganze Nacht durchfahren und so den Schnee und das Eis einfach wegfahren. Das passiert während der Betriebspause und sorgt also auch Nachts für reges Treiben in unserem U-Bahn-Netz.“

    Frage: Sind das nur Leerfahrten oder dürfen auch Fahrgäste mitfahren?

    1. Wir machen nur Leerfahrten, sonst müssten wir deutlich höheren Aufwand betreiben. Die Durchfahrten finden also wirklich nur dafür statt, dass der reibungslose Ablauf am nächsten Morgen sichergestellt ist.

Kommentare sind hier nicht möglich.